Nein, kein Gewitter, es nähern sich zwei Ultras mit wertvoller Fracht der Shell-Migrolino Tankstelle in Sins AG. Kusi und Rolf André mit Eveline und Tochter Linda werden schon erwartet von Ritschi und Matteo, die sich durch den Abendverkehr aus Zürich geschlängelt haben.

Unser Ziel, das Restaurant Horben, wäre eigentlich in Kürze zu erreichen, aber der Weg ist das Ziel. Die Wahl ist keine Qual: wo es hinauf geht fern der Hauptstrassen in kurviger Freude ist das Ziel! So geht es über Beinwil, Buttwil, Bettwil zum Übergang Niesen. Das Abendlicht ist phantastisch, die Wolken geben dem Himmel Konturen und in der Höhe kannst Du den Blick in die Weite schweifen lassen. Carl Gustav Jung entdeckte die kompensatorische Funktion der Träume. Wir fahren Harley und lassen den Arbeitstag zurück. Am Strassenrand ein Kirschen verkaufender Bube. Wir gleiten vorbei.

Eine mausende Katze in Achtungstellung, unbeweglich bereit zum Angriff. Die hinteren Harleyriders erleben ihn dann. Arme Maus! Doch wir lassen den Blick nie an etwas haften weder an Reiterinnen und ihren freudigen Beckenbewegungen noch an der Sprache des Windes in den wogenden Kornfeldern. Wir folgen dem Rhythmus der Strasse und auf Wegen, meist allein ohne Autos, manchmal ein Traktor. Dann folgen Sarmensdorf, Sengen, Boniswil und es geht hoch zur Wampfle, dann runter nach Zerzwil und abermals hoch, diesmal zur Tätschbüel. Die Trittbretter meiner Fat Boy pflügen um die Kurven, dicht gefolgt von der Ultra. Was ist eigentlich die Faszination? Das Gleichgewicht kultivieren und den unsichtbaren Zielpunkt im Auge haben. Er zieht dich immer weiter und erfüllt dich mit Sehnsucht. Du liest die Strasse und zählst die darauf liegenden Kirschen. Ja, der Grip kann sehr unterschiedlich sein. Römerswil ist erreicht. Nun runter nach Nunwil dann zu den Baldegger Schwestern. Dann hoch zur Horben mit langsam knurrenden Mägen!

Wir geniessen die untergehende Sonne und sind sehr zufrieden mit dem Tag.

Autor: Padre