Champagne-Ardenne – Vogesen – Bourgogne

Die Ausschreibung von Jeanine und Ritschi, welche sie an der GV im Herbst 2015 verteilt hatten, sah nicht nur sehr ansprechend und einladend aus, sie hörte sich auch sehr vielversprechend an: “wir fahren durch wunderschöne Regionen mit einem angenehmen Tempo, damit wir die Aussicht geniessen können”.

Das Wetter:
schon Tage vor Pfingsten regnete es ununterbrochen. Da kamen Fragen auf, ob abgesagt wird, ob die Winterjacke oder die Taucherbrille eingepackt werden sollen, es wurden unterschiedliche Wettervorhersagen ausgetauscht und über Whatsapp verschickt bis der Gruppenchat nahezu heiss lief.
Die Temperaturen: 2 Grad Tiefstwert in Gérardmer und 7 Grad Höchsttemperatur. Der Ort Gérardmer ist im Winter Skigebiet und liegt auf ca. 1000 Meter Höhe.

Am Morgen der Abfahrt um 6.30 Uhr regnete es noch immer Bindfäden. Da geht man eigentlich nicht freiwillig vor die Tür, oder? Im Gegenteil, da dreht man sich an einem Samstag noch mindestens 2 x im Bett und kuschelt sich unter die Decke… Doch es half alles nichts, wir hatten uns schon längst entschieden und reserviert, unser Präsident Ritschi und seine Frau Jeanine hatten schon vor langer Zeit alles geplant, super vorbereitet, rekognostiziert und mit einem tollen Flyer eingeladen… Da kneifen wir doch nicht wegen ein paar Tröpfchen (in Wahrheit war es teils heftiger Dauerregen bis hin zu Gefahrmeldungen von Hochwasser) und “kühlen” (eher kalten) Temperaturen. Schliesslich sind wir doch Biker…

1. Tag: Sins – Staffelegg – Frick – Bad Säckingen – Zell im Wiesental – Badenweiler – Breisach – Lauterbachzell – Markstein – La Bresse – Grosse Piere – Gérardmer (ca. 260 km)
Dann ging es los… Laut Programm war der eigentliche Startpunkt in Sins, doch aufgrund des Wetters entschieden sich einige sich direkt in Frick um 9.30 Uhr einzufinden. Nach einer regenreichen Fahrt nach Frick gab es Kaffee, heiße Schokolade und Gipfeli zur Stärkung. Ritschi gab uns die notwendigen Instruktionen, die letzten CH-Zeichen wurden noch schnell montiert und dann ging es auch schon los. Die Straße war trocken und sogar die Sonne zeigte sich am Himmel. Da lachte doch auch das Herz und liess hoffen…

Doch leider hielt es nicht lange an, kaum die Grenze von Deutschland passiert, begann es wieder zu regnen. Ein paar von uns hatten sich optimistisch bereits der Regenkleider entledigt. Ritschi, unser Roadcaptain, hatte einen guten Riecher und hielt auf der Höhe von Hinterheubronn an, um die Regenkleidung wieder anzuziehen. Gerade noch rechtzeitig: kaum angehalten, schon schüttete es wie aus Kübeln. Und so blieb es bis vor Breisach. Die Strecke wäre mit wunderbaren Kurven zum cruisen gesäumt gewesen und die Aussicht mehr als schön, doch leider kam von oben nur Wasser, lief teilweise an unseren Körpern entlang unter die Kleidung und an ein Geniessen der Aussicht war nicht zu denken. Nebel und angelaufene Visiere sowie die Konzentration auf die Strassenverhältnisse verhinderten dies.

Mehr als pflotsch- und klitsch-nass kamen wir beim Landgasthof Zum Adler in Breisach an um das Mittagessen einzunehmen. Da musste erst mal ein Föhn organisiert werden um Haare, Halstücher und Handschuhe wenigstens einigermassen zu trocknen… Nach der heissen Flädlisuppe kam zum ersten Mal seit der eineinhalbstündigen Fahrt unter schwierigen Bedingungen etwas Wärme in die Glieder zurück… Natürlich wussten noch die wenigsten für welches Menü sie sich vor Wochen entschieden hatten. Wer hatte denn welches Menü bestellt? Schweineschnitzel oder Schweinefilet? Zum guten Glück hatte Jeanine alles notiert und konnte unterstützen…  Während des Mittagessens stoppte der Regen, es kam neue Hoffnung auf. In der Tat durften wir nach dem Mittagessen einen trockenen Abschnitt erleben, doch es ging nicht lange und der Regen setzte erneut ein, aber immerhin nicht mehr so heftig wie zuvor.

Nach einigen ‘Col de irgendwas’ und auf über 1000 m Höhe wurde es dann so richtig kalt. Die Aussicht wäre phänomenal gewesen, hätten wir denn etwas sehen können… Mit kleiner Verzögerung doch wohlbehalten sind wir dann im Hotel Beau Rivage in Gérardmer angekommen. Die Zimmer hatten Seesicht und, was ganz wichtig war, gute Heizungsradiatoren die unsere Kleidung und Stiefel schnell trockneten. Den Apéro und das Abendessen mussten wir wegen einer Hochzeit im Hotel nebenan einnehmen. Das war jedoch sekundär, ging es sowohl beim Apéro als auch beim Essen lustig zu und her: da war das Thema wer von uns bereits „Occasion“ sei oder wie wird das Wort ‘ihänke’ (Aargauer Dialekt) betont, iihäänke (Berndeutsch) oder iihänke (Luzerner Dialekt)… Doch das wirklich wichtige Thema war ein nahezu leerer Tank auf 1000 m Höhe und keine Tankstelle in Sicht. Hatte sich das plötzlich im Tank fehlende Benzin etwa im Rück- und Bremslicht gesammelt, das einen Deziliter Flüssigkeit beinhaltete und nicht mehr leuchtete…?!?

2. Tag: Gérardmer – Darney – Meuse – Frécourt – Lac de la Liez – Peigney – Cusey – Véronnes – Saint-Julien – Dijon (ca. 270 km)
Am nächsten Tag bereits frühmorgens um 7 Uhr sassen fast alle am Frühstückstisch und verpflegten sich ausgiebig, um gerüstet für die 2. Etappe zu sein. Das Wetter sah nicht sehr viel besser aus. Dunkle Wolken hingen am Himmel und so entschieden wir uns die Regenkleidung nur schon der Kälte wegen und natürlich wegen des vermutlich wieder anstehenden Regens bereits zu Beginn der Fahrt anzuziehen. Wider erwarten wurde es sonnig und blieb trocken. Endlich konnten wir die wunderschönen langgezogenen Kurven geniessen. An tief-gelben Rapsfeldern vorbei über Landstrassen mit kaum Verkehr cruisten wir übers Land und erfreuten uns daran, dass kein Wasser mehr von oben kam. Dafür war es am zweiten Tag einiges kühler und wir froren alle mehr oder weniger.
Die eine oder andere Griffheizung hatte vermutlich aufgrund des vielen Regens den Geist aufgegeben… Zuwenig zu essen gab es auch bei dieser Pfingstausfahrt nicht, beim Mittagsstopp im Auberge des Voiliers in Peigney genossen alle den ausserordentlich feinen Hamburger mit Langreskäse, eine örtliche Spezialität. Ein Gruppenbild durfte in dieser herrlichen Kulisse nicht fehlen und so kletterten wir auf eine Mauer für ein Fotoshooting. Nach dem Mittagshalt führte die Tour vorbei an unendlich weiten Feldern, entlang am Canal de Marne sowie durch ausgestorben wirkende Dörfchen. Die wenigen Menschen und die vielen weidenden Kühe und Pferde bestaunten unsere 14 Harleys und die eine BMW und schauten uns mit offenen Mündern hinterher… In idyllischer Umgebung, am Rande des Canals machten wir den letzten Halt vor Dijon. Hier kam dann der Handystick nochmal zum Einsatz, denn nur so kommen alle gemeinsam aufs Foto.

Unser Präsident hielt uns dazu an durch Dijon eng beisammen zu bleiben weil wir uns sonst im dichten Verkehr und mit den vielen Ampeln verlieren würden. Die Fahrer mit Navigationssystem wurden im Konvoi verteilt für den Fall dass wir uns verlieren sollten. Folgsam und als absolute Könner war es für uns gar kein Problem in einer geschlossenen Gruppe vor dem Hotel einzufahren. Das Hotel Vertigo war dann absolut der Hammer, super modern mit top Haartrockner und vielen Hightechs… sogar die Farbe am Wasserhahnen wechselte je nach Temperatur die Farbe von blau zu rot. An der Bar unseres Hotels gab es nicht nur feine Mojitos sondern auch kostenlos Süssigkeiten wie Marshmellows oder Karamellbonbons.

Somit gut zwischenverpflegt machten wir uns zu Fuss auf in die Stadt Dijon um einige Sights zu besichtigen. Mit dem „Rundgang der Eule“ entdeckt man die Stadt in 22 Etappen, indem man den Markierungen auf dem Boden folgt und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt bewundert wie den Place de la Liberation, Arc de Triomphe oder Notre Dame. Dijon war im Mittelalter unter der Herrschaft der Herzöge von Valois Hauptstadt eines Herzogtums von europäischem Ausmass und später Sitz des Parlamentes von Burgund. Dijon ist eine Stadt der Kunst und der Geschichte. Gestern noch prächtiger Sitz der Herzöge Burgunds, ist Dijon heute moderne Regionshauptstadt und grösster Industriestandort zwischen Paris und Lyon. Nach wie vor blieb es mit Wind und ca. nur 9 Grad sehr kühl. Wir waren dankbar wärmere Jacken eingepackt zu haben. Im Restaurant Gril’Laure war die Sprache französisch beim Bestellen eine interessante Herausforderung. So kam es, dass Personen die keinen Fisch mögen, Fisch als Vorspeise erhielten oder es anstelle eines Cola Zero ein Cola Siroup gab…

3. Tag: Dijon – Pontailler-sur-Saone – Besancon – Vue des Alpes oberhalb Neuenburg (ca. 200 km)
Am letzten Tag war die Abfahrt eine Stunde später als sonst geplant. Um 9.30 Uhr ging es dann wieder in Richtung Heimat. Noch einmal konnten wir einen trockenen und teilweise sonnigen Tag erleben und somit die schöne kurvenreiche Strecke geniessen. In Besançon, unterhalb der Mauern der Zitadelle, war ein Restaurant für den Kaffeehalt reserviert worden. Doch das Restaurant war geschlossen. Daneben hatte zum Glück ein anderes geöffnet. Auf Nachfragen war man äusserst unkompliziert und hilfsbereit und stellte innerhalb kürzester Zeit für uns 18 Personen Tische und Stühle im Freien auf und servierte im Nu Kaffee und Wasser. So konnten wir nicht nur etwas trinken sondern auch zur Toilette gehen. Dann begann die letzte Etappe. Auf der Vue des Alpes stärkten wir uns individuell nochmals für die jeweilige Heimfahrt.

Fazit:
Jetzt sind wir alle wieder mehr als geübt im Umgang mit Regen und Nässe. Nach 847 km bis ca. 1000 km (je nach Wohnort in der Schweiz) innerhalb von drei Tage kamen alle mit mehr oder weniger Muskelkater, Nackenschmerzen, müde aber wohlbehalten und happy zu Hause an. Wir durften einmal mehr eine top organisierte, mit viel Engagement ausgesuchte tolle Tour in Gesellschaft von lieben Freunden erleben die uns allen in vielerlei Hinsicht in bester Erinnerung bleiben wird. Ganz herzlichen Dank an Jeanine und Ritschi für Euren Einsatz, die super Organisation und die immense Arbeit.

Autor: Gaby