Westliche Ausfahrt:    2. August 2024

Tageskilometer:           ca. 208 Km

Reine Fahrzeit:             ca. 4 ½ Stunden

Ein neuer Tag beginnt und wir befinden uns im Hotel „Der Rierhof“ in Klausen (Cuisa), welches am geographischen Mittelpunkt des Südtirols liegt. Der Himmel ist leicht bedeckt, was jedoch einige unter uns nicht abhält, den Tag um 06:00 Uhr im kühlen Nass des Aussenpool zu starten. Andere hingegen warten sehnsüchtig auf ihren ersten Kaffee. Um 7:30 Uhr ist es so weit – der langersehnte Kaffee und das reichhaltige Frühstücksbuffet, welches in der Tat keine Wünsche offenlässt, erwartet uns. Wir setzen uns nach Lust und Laune der morgendlichen Befindlichkeiten in Kleingruppen an die Tische im Innen- wie Aussenbereich unter der Laube, geniessen ein üppiges Frühstück oder auch nur eine Kleinigkeit.

Die Abfahrt für die heutige „westliche“ Ausfahrt – der Jaufenpass steht auf dem Programm – startet wie geplant. Pünktlich um 9.15 Uhr lassen wir die Motoren laufen. Die Ausfahrt des Hotels liegt in einer langgezogen und recht unübersichtlichen Kurve, sodass wir es unmöglich schaffen als gesammelte Gruppe die Anlage zu verlassen. So besammeln wir uns vor dem Ortskern zur vereinten Truppe bevor uns die Durchfahrt durch das Städtchen mit ca. 5300 Einwohnern bevorsteht.

Mitten im Dorf biegen wir in eine unscheinbar wahrgenommene schmale Strasse ein, folgen dem Wildbach Tina (Torrente Tina). Keine 10 Minuten im Sattel, entlang des Bachverlaufes vorbei an unzähligen Kaskaden und Wasserstürzen und den Blick auf das türkisfarbene Wasser stockt bereits der Atem. Was für ein „geiler“ Start – bitte entschuldigt meine Wortwahl, aber diejenigen die das miterleben dürfen, wissen, was ich hier beschreibe – es ist einfach nur herrlich.

Gefühlt mitten im nirgendwo nehmen wir eine Abzweigung. Wohin uns diese steile und holperige Schotterstrasse wohl führen mag? Bald ist klar – wir befinden uns auf einer Gebirgsterrasse, welche uns über die Weiler Verdings (Verdignes) und Feldthurns (Velturno) parallel der Hauptstrasse A22 nach Brixen (Bressanone) leitet. Dabei schlagen wir gleich zwei Fliegen – wir bekommen was fürs Auge und zweitens entkommen wir dem morgendlichen Verkehrsfluss. In Brixen (Bressanone) kommen wir aufgrund einer ungeplanten Umleitung in den Genuss einer kleinen Stadtrundfahrt. Rasch wird eine alternative Strecke zum Wunschziel gesucht und gefunden. Entlang des Brenner Zubringers und dem Fluss Isarco (Fiume Isarco) fahren wir auf der SS12 bis nach Freienfeld. Im Gasthof Burgfrieden machen wir um ca. 11:15 Uhr einen ersten Kaffeehalt. Am Eingang der Gartenwirtschaft empfängt uns ein grosser Hund ganz artig und freundlich. Trotzdem entscheide ich mich den Eingang durch die „Hecke“ zu nehmen – die Angst und der Respekt ist einfach zu gross. Nachdem „die Kleine mit der Hafermilch“ die Rechnung für uns übernommen hat, geht die Fahrt weiter. 

Am Ortseingang von Sterzing (Vipiteno) biegen wir auf die SS44. Nach ein paar Kurven und 8 Kehren erreichen wir um ca. 11:50 Uhr die Edelweisshütte auf dem Jaufenpass (Passo di Monte Giovo). Auf der Passhöhe des „Jaufen“ – welcher auf einer Höhe von 2094 mü.M. das Waltental (Val di Valtina) mit dem Ratschingstal (Val di Racines), bzw. das Passeir- (Val Passira) mit dem Wipptal  (Alta Val Iscaro) verbindet – gibt es eine obligate, kurze Pipi-Pause und noch ein verbindliches Gruppenphoto dazu – alle Lächeln, bitte … 😊

Weiter geht die Fahrt auf der SS44. Nach 6 Kehren sind wir unterwegs in Richtung Walten (Valtina) und nach endloseren Kehren passieren wir St. Leonard in Passeier (San Leonardo in Passiria), St. Martin in Passeier (San Martino in Passiria), Saltaus (Saltusio) und erreichen um ca. 12:40 Uhr schliesslich das Riffl Grill in Riffian (Rifiano). Hier werden auf der Terrasse die Tische zusammengetragen und für uns eine lange Tafel geschaffen. Auf der Speisekarte stehen diverse Grillspezialitäten, bunte Salatebowls und Tageshits. Ein jeder findet für sich das passende.

Uns entfernen ca. 5 km von der Kurstadt Meran (Maran). So folgen wir nach dem Essen dem Fluss Passer (Passirio), welcher ein Zusammenfluss mehrerer Quellbäche ist und bei Meran (Maran) in die Etsch (Adige) mündet. Mitten in Meran (Maran) folgen wir dem Wegweiser SP98 in Richtung Hafling (Avelengo) – welche Ortschaft auch der Namensgeber der Haflinger Pferde ist.  Aus der SS98 wird bei Mölten (Meltina) die SP99, welche uns auf einer wunderbaren Strecke nach Flaas (Valas) führt – es möge so noch etliche Kilometer weitergehen – es ist gerade so herrlich. Doch in diesem Moment sichte ich einen Wegweiser, auf welchem Klausen (Cuisa) geschrieben steht. „Oh, nein – das mag doch nicht schon das Ende dieser wunderbaren Tour sein?“ – fährt es mir durch den Kopf – wir sind doch gerade so schön im Flow mit den sanften Kurven und der wunderbaren Umgebung …

Als ob der Road Captain Andi meine Gedanken wahrnehmen würde, ignoriert er den Wegweiser und führt die Truppe weiter über Jenesien (San Genesio Atesino) nach Bozen (Bolzano), über das Sarntal (Val Sarentino) führt uns der Weg auf die SP135 zum 2. Kaffeehalt nach Ritten (Renon). Um ca. 16:00 Uhr treffen wir bei Hannelore im Gasthaus Alpenflora ein. Sogleich macht es den Anschein, als würde es doch noch zum Regnen beginnen. Die Mutigen unter uns setzen sich auf der Terrasse unter dem Dachvorsprung und die Regenscheuen begeben sich nach drinnen in die menschenleere Gaststube. Der Wettergott muss wohl ein Biker sein, und so stellt der Regen nach ein paar gefallenen Tropfen wieder ein. Frisch gestärkt führen wir die letzten rund 30 Kilometer dieser wunderbaren Tour über Villanders (Villandro) zurück nach Klausen (Cuisa) fort.

In Klausen (Cuisa) angekommen, fahren wir mit unseren 10 Motorrädern bei der ENI Tankstelle vor, um die leeren Tanks zu befüllen. Obwohl der Tankwart durch uns wohl den gesamten Tagesumsatz generierte, behandelte er uns äusserst unfreundlich, sodass wir uns alle einig sind, dass wir diese Tanke die kommenden Tage meiden werden.

Nach einer wohltuenden und erfrischenden Abkühlung unter der Dusche bzw. im Pool treffen wir uns zum Apero, auf der Terrasse des Hotels, bevor es im Anschluss zum Essen geht.

Freitags steht jeweils ein Grillabend mit musikalischer Begleitung auf dem Programm. So kommen wir in den Genuss von einer grossen Auswahl an gegrilltem Fleisch, einem bunten Buffet mit verschiedenen Salaten, Grillgemüse und anderen Beilagen. Nach dem genüsslichen Dinner treffen sich musisch veranlagte wie auch unmusikalische unter uns auf der Tanzfläche wieder. Das Repertoire der Italo Pop Songs lädt zum Feiern und Mitsingen ein. So kreisen zu Lambada die Hüften (Lucija sei Dank), zu Ricchi e Poveri Klassikern „Mamma Maria“ wird kräftig mitgesungen und gar der letzte Tanz zu „sarà percé ti amo“ schreibt seine Geschichte ….

Buonanotte a tutti, è stata una giornata meravigliosa che volge ormai al termine.

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